Diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen

Kann man das Ergebnis eines Zufallsexperiments durch eine Zahl darstellen, so bezeichnet man diese Zahl als Zufallsvariable X. Eine diskrete Zufallsvariable kann nur bestimmte Werte x1, x2, ..., xn annehmen.
Eine Wahrscheinlichkeitsfunktion ordnet jedem Wert xi die Wahrscheinlichkeit zu, mit der dieser Wert angenommen wird.
Die Verteilungsfunktion gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der höchstens der Wert xi angenommen wird (analog zur Summenhäufigkeit).

Erwartungswert E(X) bzw. μ (my), Varianz V(X) und Standardabweichung σ (sigma) werden analog zur Statistik definiert, wobei die relative Häufigkeit durch die Wahrscheinlichkeit ersetzt wird:

E(X) = my = Summe(i=1..n)x_i*P(X=x_i);
V(X) = Summe(i=1..n)(x_i-my)^2**P(X=x_i); sigma=Wurzel(V(X))

Beispiel:

Im vorigen Beispiel (Ziehen mit Zurücklegen; siehe auch Histogramm) sei X die Anzahl der gezogenen roten Kugeln.

xi

P(X = xi)

P(X ≤ xi)

0

8/27

8/27

1

12/27

20/27

2

6/27

26/27

3

1/27

1

Die Abbildungen zeigen das Histogramm und die Verteilungsfunktion.

Histogramm Verteilungsfunktion (Treppenfunktion)

Erwartungswert: μ = 0·8/27 + 1·12/27 + 2·6/27 + 3·1/27 = 1

Varianz: V(X) = 02·8/27 + 12·12/27 + 22·6/27 + 32·1/27 − 12 = 2/3

Standardabweichung: σ = √(2/3) = 0,82

Ebenso erhält man beim Ziehen ohne Zurücklegen:
μ = 1, V(X) = 1/2, σ = 0,71.

(Natürlich kann man Erwartungswert und Standardabweichung auch mit der Statistikfunktion des Taschenrechners ermitteln.)

Die Binomialverteilung

Eine wichtige Wahrscheinlichkeitsverteilung ist die Binomialverteilung. Sie tritt unter folgenden Bedingungen auf:

(Ein solches Experiment nennt man Bernoulli-Experiment.)

Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei n Wiederholungen k-mal das Ereignis A eintritt,

P(X = k) = (n über k)*p^k*q^(n - k)

n: Anzahl der Versuche
p: Wahrscheinlichkeit für Erfolg
q = 1 − p: Wahrscheinlichkeit für Misserfolg
X: Anzahl der Erfolge
k = 0, 1, 2, ... n

n über k (n über k) ist der Binomialkoeffizient.

Für die Binomialverteilung gilt:

Erwartungswert: my = n*p

Standardabweichung: sigma = Wurzel(n*p*q)

Beispiel:

Wir würfeln 12 mal mit einem sechsseitigenWürfel, X sei die Anzahl der geworfenen Sechser.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, genau 2 mal / höchstens 2 mal / mindestens 2 mal eine Sechs zu werfen?

Die Parameter der Verteilung sind n = 12, p = 1/6, q = 5/6.

Für Erwartungswert und Standardabweichung erhalten wir:
μ = 12·1/6 = 2, σ = √(12·1/6·5/6) = 1,29

Die meisten Taschenrechner haben die Wahrscheinlichkeitsfunktion (binomPdf) und die Verteilungsfunktion (binomCdf) der Binomialverteilung einprogrammiert.

Die beiden Abbildungen zeigen die Binomialverteilung für p = 1/2 und n = 4 bzw. 16. Wie man sieht, nähert sich die Form bei wachsendem n immer mehr einer "Glockenkurve", der Normalverteilung (s. stetige Verteilungen).

Histogramm der Binomialverteilung mit p = 1/2, n = 4 Histogramm der Binomialverteilung mit p = 1/2, n = 16

Lernziele

Übungen

Weitere diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen